Lesepredigt – So sollt ihr beten

Und nun zum Beten. Wenn ihr betet, seid nicht wie die Heuchler, die mit Vorliebe in aller Öffentlichkeit an den Straßenecken und in den Synagogen beten, wo jeder sie sehen kann.
Ich versichere euch: Das ist der einzige Lohn, den sie jemals erhalten werden. Wenn du betest, gehe an einen Ort, wo du alleine bist, schließ die Tür hinter dir und bete in der Stille zu deinem Vater. Dann wird dich dein Vater, der alle Geheimnisse kennt, belohnen.
Plappert nicht vor euch hin, wenn ihr betet, wie es die Menschen tun, die Gott nicht kennen. Sie glauben, dass ihre Gebete erhört werden, wenn sie die Worte nur oft genug wiederholen. Seid nicht wie sie, denn euer Vater weiß genau, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn darum bittet.
So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geehrt. Dein Reich komme bald, dein Wille erfülle sich hier auf der Erde genauso wie im Himmel. Schenk uns heute unser tägliches Brot und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir denen vergeben haben, die an uns schuldig geworden sind. Lass nicht zu, dass wir der Versuchung nachgeben, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Wenn ihr denen vergebt, die euch Böses angetan haben, wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. Wenn ihr euch aber weigert, anderen zu vergeben, wird euer Vater euch auch nicht vergeben.

Mt6,5-15.


Für unseren Herrn Jesus war das Wichtigste die innige Verbindung zum Vater. ER redete nicht nur vom Vater, ER redete immerzu mit dem Vater!
Durch Gebet empfing der Sohn Trost, Kraft, Anweisung und sehr, sehr viel Liebe.

Wie für Gottes Sohn ist Gebet für unser geistliches Leben unverzichtbar. Gebet könnte Thema für zig-Predigten sein. Heute geht es nur um das Vaterunser, das wir in jedem Gottesdienst beten. Eigentlich ist es Jesu Anleitung für Dein intimes Gespräch mit Gott. Du darfst Dich in aller Stille und in der rechten Haltung persönlich an den himmlischen Vater wenden, um ihm alles zu sagen, was Dich im Herzen bewegt.
Es macht keinen großen Unterschied, ob Du als Kind zum Vater, als Jünger zu Jesus oder als Heiliger zum Heiligen Geist betest. Dein Gebet kommt bei allen Drei an und die Erhörung, wie immer sie ausfallen mag, kommt von Vater, Sohn und Hl. Geist.

Gott liebt uns unsagbar und will unser Bestes. ER will Anteil an unserem Leben haben. Im Gebet öffnen wir unser Herz und ER kann durch seinen Geist trösten, stärken und nach seinem Willen gestalten.

Machen wir uns bewusst, was im Vaterunser allein schon die Anrede Vater bedeutet. Als Vater redet man doch nur an, wessen Kind man ist. Kind Gottes ist aber nur, wer an den Gottessohn Jesus Christus glaubt und mit ihm lebt, Gal3,26ff.
Ist es Sehnsucht, Gott zum Vater zu haben, die Dich beim Vaterunser bewegt? Dann wäre es gut, mit Christen, denen Du vertraust, darüber zu reden. Sie können Dir zeigen, wie Du Kind Gottes wirst, denn der Weg zum Vater führt über den Glauben zum Sohn, Joh14,6. Nicht mehr Sehnsucht oder Gewohnheit führt Dich dann in das Gebet, sondern die Erwartung und Bedürftigkeit eines Kindes. Du vertraust dann Gott vorbehaltlos, wie man eben einem guten Vater vertraut. Du hältst vor Gott nichts zurück, was Dich bewegt.

Vaterunser – wie man Gebet aufbauen kann

Das Vaterunser hat eine ähnliche Struktur wie die Psalmen, in denen Jesus auch oft mit betet. Du kannst daran lernen, wie man betet.
Zunächst näherst Du Dich Gott in der Anbetung und würdigst ihn als Person. Du gedenkst der Macht und Ehre Gottes.

Danach bringst Du als Kind Gottes Deine Anliegen erwartungsvoll und demütig vor den Vater. Du erwartest Gerechtigkeit und versprichst, selbst auch gerecht zu sein.
Zuletzt dankst Du Gott und überantwortest Deine Anliegen seiner Entscheidung. Du schließt Dein Gebet, indem Du den Vater lobst und ehrst. So betete Jesus, so gefällt es dem Vater.

Beten wie Jesus betet

Begegne Gott immer mit Ehrfurcht und Demut. ER ist Dein Herr und Freund, aber nicht Dein Kumpel. Du kannst Gott alles anvertrauen, denn ER ist sehr diskret und verwendet nichts gegen Dich. ER liebt Dich und sucht Dein Bestes. Das kann anders sein, als Du es Dir wünscht. Erwarte aber doch alles von Gott, denn ER ist allmächtig und nichts ist ihm unmöglich. Sei ehrlich und halte nichts zurück, denn Gott sieht Dir ins Herz, Du kannst ihm nichts vormachen.
Rede mit Gott in der Dir gewohnten Sprache, denn ER versteht jeden Dialekt.
Überlege gut, worüber Du beten willst und sage Gott konkret, was Du willst und warum. Halte Gott keine Vorträge, belehre ihn nicht, vermeide Nebensächlichkeiten, die ER sowieso kennt.

Scheue Dich nie, Gott anzureden, denn ER ist nachsichtig und ein guter Zuhörer.
ER unterbricht Dich nie, mache daher Pausen und lass Gott auch zu Wort kommen. Nur in der Stille hörst Du mit dem Herzen, was Gott Dir mitteilen will.

Je öfter Du mit Gott redest, umso lieber wirst Du es tun und umso vertrauter wirst Du mit ihm werden. Dein Beten wirst Du von besonderen Anlässen nicht mehr abhängig machen. In den alltäglichsten Situationen darfst Du Gott überall und jederzeit anreden. So ist Gott in Dir gegenwärtig und sorgt dafür, dass Du so wirst und lebst wie Du betest.

Denke daran, was Jesus zur Vergebung sagt. Du brauchst stets seine Vergebung und ER vergibt Dir, so Du reuig umkehrst. Also vergib auch Du jenen, die ihr Unrecht an Dir bereuen. Riskiere auf keinen Fall die gewährte Vergebung Jesu wie der unbarmherzige Gläubiger in Mt18,23ff.

Als Kind Gottes weißt Du Dich in allen irdischen Höhen und Tiefen beschützt, das schenkt Dir Ruhe. So wirst Du Dich auch mitleidig Menschen zuwenden, die noch in Sorge und Angst leben, weil sie Jesus nicht kennen. Nächstenliebe wird Dich bewegen, ihnen von Jesus zu erzählen.

Vielleicht werden sie Dir nicht zuhören, über Dich lachen oder Dich ablehnen.
Das sollte Dich nicht hindern, Gott um Hilfe für sie zu bitten! Fürbitte für andere Menschen hört Gott besonders gern.
Tu es einfach, denn in der Welt gibt es nichts Gutes, es sei denn, man tut es (Erich Kästner).Damit hast Du bei Gott einen großen Stein im Brett, denn es zeigt, dass seine Liebe bei Dir auf fruchtbaren Boden fiel. Gott erkennt die guten Früchte des Glaubens und der Barmherzigkeit an Dir.

Wenn Du es oft tust, wird Dir Beten so wichtig wie Atmen, Essen und Trinken – wie das auch bei Jesus der Fall ist.
Du wirst Gott immer lieber haben und sogar im Alter sein liebes Kind bleiben.
Wie immer Dein Leben verlaufen mag, Gott wird darin die letzten Worte sprechen.
Gottes Worte für seine Kinder werden stets Worte der Liebe und der Güte sein,
Amen.

Gerhard Moder
Gerhard Moder
Vorsitzender Lutherischer Lektorenbund in Österreich | 0043 699 188 77 387 | moder.gerhard@aon.at

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