Lesepredigt Karfreitag 2020 – „Es ist vollbracht“

Schließlich kamen sie an einen Ort, der Schädelstätte (Golgatha) heißt. Dort wurden alle drei gekreuzigt – Jesus in der Mitte und die zwei Verbrecher rechts und links von ihm.
Jesus sagte: „Vater, vergib diesen Menschen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Und die Soldaten würfelten um seine Kleider.
Das Volk schaute zu, während die führenden Männer lachten und spotteten. „Er hat andere gerettet“, sagten sie. „Soll er sich jetzt doch selbst retten, wenn er wirklich Gottes Auserwählter, der Christus, ist.“ Auch die Soldaten verhöhnten ihn. Sie gaben ihm Weinessig zu trinken und riefen ihm zu: „Wenn du der König der Juden bist, rette dich doch selbst.“ Über ihm am Kreuz wurde eine Inschrift angebracht: „Dies ist der König der Juden.“
Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, spottete: „Du bist also der Christus? Beweise es, indem du dich rettest – und uns mit.“
Doch der Andere mahnte: „Hast du nicht einmal jetzt Ehrfurcht vor Gott, da du den Tod vor Augen hast? Wir haben für unsere Vergehen den Tod verdient, aber dieser Mann hat nichts Unrechtes getan.“ Dann sagte er: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“
Das antwortete Jesus: „Ich versichere dir, noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Inzwischen war es Mittag geworden, und Dunkelheit legte sich über das ganze Land bis um drei Uhr nachmittags. Die Sonne hatte sich verfinstert. Plötzlich zerriss der Vorhang im Tempel. Jesus rief: „Vater, ich lege meinen Geist in deine Hände!“ Und mit diesen Worten starb er.

Lk23,33-49

Als einziges Geschöpf Gottes ist der Mensch zu ewiger Gemeinschaft mit Gott berufen. Daher lebt unsere Seele nach dem Sterben weiter.
Jede Sünde stört die Beziehung zu Gott und Mitmensch und macht uns schuldig. Nicht vergebene Schuld drückt uns nieder und macht die Seele krank. Nach dem Sterben bedeutet das Verlorenheit, ewiges und totales Alleinsein (heißt auch 2.Tod oder Hölle).
Man weiß heute, dass es für Menschen keine größere Qual gibt als völlig isoliert zu sein.

Schuld gegen Mitmenschen lässt sich oft mit Gegenleistungen tilgen, Schuld gegen Gott aber nicht. Aus dieser Sackgasse kämen wir nie heraus und wären verloren. Gott sieht in unser Innerstes, in Herz und Seele und kennt daher unsere Not. ER ist immer gerecht und kehrt Schuld daher nie unter den Tisch.

Gott liebt uns Menschen unsagbar und will uns nicht dem Verderben preisgeben. Daher
wählte Gott den einzigen Ausweg, den es gibt: ER nahm selbst all unsere Schuld auf sich und starb statt uns, denn unsere Schuld konnte nur begleichen, wer selbst ohne Schuld ist.
Um so zu leiden wie ein Mensch, musste Gott Mensch werden. Gottes eingeborener Sohn war bereit, seine göttliche Stellung an der Seite des Vaters aufzugeben. ER wurde als Mensch Jesus in unsere Welt hinein geboren. In Jesus wurde die Herrlichkeit und Liebe Gottes wesenhaft in der Welt sichtbar. Der Name Jesus bedeutet – Gott rettet.
Jesus heilte viele Krankheiten und tat große Wunder. Diese sollten nur ein Zeichen seiner göttlichen Vollmacht sein und Vertrauen wecken. Sein Ziel war aber, die Menschheit zu erlösen und damit zu retten und in das Leben mit Gott zurück zu holen.
Jesu Erlösungswerk am Kreuz ist notwendig, einzigartig und unwiederholbar. Ohne jede Eigenschuld litt und starb Jesus auf Verlangen des unverständigen Volkes und dessen Führer an einem römischen Kreuz.

Wer am Kreuz hing, erlitt unsägliche Qualen. Der Blutkreislauf stockte, der Körper wurde starr und kalt. Bewegte sich der Verurteilte etwas, schoss das Blut wie flüssiges Blei durch seine Adern. Gekreuzigten brach man die Beine – der Körper sackte zusammen und sie starben – Lunge und Herz wurden erdrückt. Jesus brach man die Beine nicht, weil ER bereits nach wenigen Stunden am Kreuz starb. Die schlimmste Qual für Jesus war aber, inmitten der spottenden Menge erstmals vom Vater getrennt zu sein.
Was Jesus erlitt, lässt der Psalm 22 ahnen, er wurde 1000 Jahre vor Jesu Tod geschrieben.

In all seinen Qualen hatte der Herr Jesus aber noch ein vergebendes Wort für den Verbrecher neben sich und für seine Henker.

Wir erleben derzeit, wie Menschen sich für andere einsetzen. Ärzte, Pfleger, Polizisten, Feuerwehr, Bergretter u.v.a.m. riskieren ihre Gesundheit, ja ihr Leben für Mitmenschen. Die Geretteten sind ihnen dankbar und finden zurecht viele lobende Worte.

Welche Worte finden wir für den Sohn Gottes, der sich aus Liebe sogar für Menschen töten lässt, die ihn ablehnen und verspotten? Für seine Peiniger betet er, dem reumütigen Verbrecher neben sich sagt ER das Paradies zu! Welch unfassbare Liebe muss in Jesus sein, der sich in Schmerzen und Todesnot noch um unverständige Menschen kümmert?

Wir selbst können nicht mehr tun als unsere Erlösung als Jesu Riesengeschenk dankbar annehmen und uns ihm anvertrauen. Damit beginnt für uns ein Leben, dessen Qualität und Nachhaltigkeit völlig neu für uns ist – neu war es auch für den Apostel Paulus:

Was immer wir tun, tun wir, weil die Liebe Christi uns bewegt. Weil wir glauben, dass Christus für uns gestorben und auferstanden ist, glauben wir auch, dass unser altes Leben vorüber ist, das wir früher führten.
Er starb für alle, damit diejenigen, die sein neues Leben erhalten, nicht länger für sich selbst leben. Sie sollen vielmehr für Christus leben, der für sie starb und auferstanden ist.
Deshalb haben wir aufgehört, andere nach dem zu beurteilen, was die Welt von ihnen hält. Früher habe ich irrtümlich auch Christus so beurteilt – als sei er nur ein Mensch gewesen. Wie anders sehe ich ihn jetzt! Das bedeutet aber, wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen!
Dieses neue Leben kommt allein von Gott, der uns durch das, was Christus getan hat, zu sich zurück geholt hat.
Und Gott hat uns zur Aufgabe gemacht, Menschen mit ihm zu versöhnen. Denn Gott war in Christus und versöhnte so die Welt mit sich selbst und rechnet den Menschen ihre Sünde nicht mehr an. Das ist die herrliche Botschaft der Versöhnung, die er uns anvertraut hat, damit wir sie anderen verkünden. So sind wir Botschafter Christi, und Gott gebraucht uns, um durch uns zu sprechen. Wir bitten inständig, so, als würde Christus es persönlich tun.: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ Denn Gott macht Christus, der nie gesündigt hat, zum Opfer für unsere Sünden, damit wir durch ihn vor Gott gerechtfertigt werden können.

2Ko5,14-21

Wer sich dem Erlöser Jesus Christus im Glauben anvertraut, seine eigene Schuld eingesteht und bereut und um Vergebung bittet, wird von seiner Schuld befreit.

Du atmest auf und erkennst eine neue Schuld, die Du gerne trägst – Liebesschuld.
Du schuldest Mitmenschen nun jene Liebe, wie sie Dir Gott in Jesus erwies. Dir wird bewusst, wie viele Menschen um Dich herum noch nicht wissen oder unterschätzen, wie gut Erlösung tut! Verlangen kommt in Dir auf, anderen von Jesus zu erzählen. Das macht Dich zum Zeugen Christi und damit hast Du bei Gott einen großen Stein im Brett!

Wer Jesus richtig kennen lernt, weiß sich von ihm geliebt und kann gar nicht anders, als ihn auch lieb zu haben und ihm zu folgen.

Hat der auferstandene Christus nicht auch Saulus vom Christentöter zu seinem und der Menschen Freund umgedreht? Und ihn als Apostel Paulus zu seinem Botschafter unter den Heiden gemacht?

Was Jesus an diesem Karfreitag am Kreuz von Golgatha vollbringt, ist die größte Liebestat, die je vollbracht wurde. Sie ist der Schlüssel zum Frieden mit Gott und mit Menschen – der beginnt in unseren Herzen, Amen.

Gerhard Moder
Gerhard Moder
Vorsitzender Lutherischer Lektorenbund in Österreich | 0043 699 188 77 387 | moder.gerhard@aon.at

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