Lesepredigt Der gute Hirte

In der Antike waren Hirten sehr wichtig, Schafherden waren oft der einzige Besitz einer Familie. Der Hirte galt als mutig und treu und setzte für die Herde sein Leben ein, wie etwa David, 2Sam17,34ff.

Heutzutage umgibt man Weiden zumeist mit Elektrozäunen zum Schutz der Tiere vor dem Autoverkehr. Hirten trifft man selten im Industriezeitalter. Mit den für Hirten gültigen Kriterien lässt sich bei Leitern die Spreu vom Weizen scheiden – in Gemeinde und Kirche, in Wirtschaft und Politik. Der berühmte Psalm 23 sagt Dir zu, selbst im Angesicht von Feinden oder in Ausnahmesituationen wie einer Pandemie Geborgenheit zu erleben, wenn Dich ein guter Hirte beschützt und versorgt.

Jesus spricht: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte opfert sein Leben für die Schafe. Ein Schäfer, der nur für Lohn arbeitet, läuft davon, wenn er einen Wolf kommen sieht. Er wird die Schafe im Stich lassen, weil sie ihm nicht gehören und er nicht ihr Hirte ist. Und so greift der Wolf sie an und zerstreut die Herde. Der bezahlte Arbeiter läuft davon, weil er nur angeworben wurde und die Schafe ihm nicht wirklich am Herzen liegen.
Ich bin der gute Hirte; ich kenne meine Schafe und sie kennen mich, so wie mein Vater mich kennt und ich den Vater. Ich gebe mein Leben für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht in diesem Pferch sind. Auch sie muss ich herführen, und sie werden auf meine Stimme hören; und alle werden eine Herde mit einem Hirten sein.“

Joh10,11-16

Zur Jesu Zeit wurden Schafherden mehrerer Eigentümer zum Schutz nachts in umzäunte Höfe getrieben. Ein Wächter am Tor ließ nur zugelassene Herden und befugte Hirten ein. Hielt sich also jemand im Hof auf, der nicht durch das Tor gekommen, sondern illegal in den Hof eingedrungen war, konnte das nur ein Dieb oder Bösewicht sein.
Am Morgen öffnete der Wächter das Tor und ließ Herden und Hirten hinaus zur Weide. Die Schafe gingen nur mit ihrem Hirten, dessen Stimme kannten sie, einem Fremden folgten sie nicht. Oft gehörten die Tiere den Hirten oder diese hüteten sie wie eigene, das waren echte Hirten. Es gab dafür auch Taglöhner. Von diesen konnte man nicht verlangen, für geringen Lohn gegen Wölfe und Berglöwen zu kämpfen und dabei ihr Leben zu riskieren. Diese flüchteten und ließen die Herde im Stich.

Dieses damals sehr aktuelle Gleichnis ist ein Höhepunkt in der Kritik Jesu an den üblen Hirten Israels. Die von römischen Schwertern beschützten Oberen plagten das Volk mit Gesetz und Steuern. Sie hielten das Gesetz auch nicht und lebten üppig auf Kosten des Volkes. Viele im Volk verarmten und verloren Haus und Hof.

Jesus prangert das an, obwohl ER doch als Retter und Hirte der Seelen in die Welt gekommen war. Hirten, die nur ein warmes Nest für sich, nicht aber das Wohl des Volkes Israel bzw. der Gemeinde suchen, sind in Jesus Augen nur Mietlinge. Hirten, die Gottes Wort verfälschen, schwächen den Glauben der Gemeinde. Jesu nennt solche Leute sogar Diebe und Räuber.

Weil Jesus auf die Zustände im Land und das Unrecht der Oberschicht hinwies, war ER für diese ein stetes Ärgernis. Als Jesus dann sagte, ER und sein Vater seien eins, ging ER knapp an einer Steinigung vorbei.

Jesus sagt von sich, der gute Hirte zu sein, den der Vater sandte. Propheten kündigten ihn an, die Evangelien bestätigen ihn als Retter und Hirten. Binnen drei Jahren gab Jesus Christus Leib und Seele und setzte für unser Heil alles ein, was ER hatte. Zum Vater heimgekehrt, sorgt unser Herr nun durch den Heiligen Geist für uns – rund um den Globus, Tag und Nacht, ohne Ruhetag.

Gemeindehirten bzw. Leiter also Presbyter, Kuratoren und Pfarrer sollten viel auf den Erzhirten Jesus schauen und von ihm lernen, wie man gesegnet leiten kann. Leitern wird nämlich viel anvertraut, daher brauchen sie Jesus als Vorbild und Lehrer. Mit Jesus verglichen, sehen wir nie gut aus. Wir wissen dann aber recht genau, wie es um uns steht und was zu ändern wäre. Wir entdecken Gaben, die zu Aufgaben weisen, in denen uns Gott haben und segnen will.

Hirte sein erfordert Glaube und Charakter

Als Gott die Tiere schuf, bekam jedes etwas, um sich verteidigen und damit seine Art sichern zu können – Zähne, Krallen, Schnelligkeit, Menge usw. Dem Schaf gab Gott keine Waffe – es bekam den Hirten.

* Der Hirte ist nicht Herr, sondern dient im Namen d.h. nach dem Willen seines Herrn. Der Herr gibt ihm Rückendeckung, solange er die Vollmacht seines Herrn respektiert.

* Der Hirte richtet sich nach einem – seinem Herrn, dem er vertraut und dem er treu ist.

* Der Hirte erfüllt bloß seinen Auftrag. Was darüber ist, ist Sache des Herrn, der nie mehr verlangt, als der Hirte vermag. Der Hirte kann ohne Angst sein Bestes geben.

* Niemals würde sich der Hirte am Besitz seines Herrn vergreifen. Der Hirte liebt und hütet des Herrn Eigentum wie sein eigenes. Die Herde spürt durch ihn Geborgenheit, daher vertraut und gehorcht sie dem Hirten.

* Der Hirte achtet auf jedes Mitglied der Herde und sucht es, wenn es sich verläuft. Widerspenstige Tiere ruft er zur Ordnung, denn diese gefährden das Wohl der Herde. So sehr der Hirte jedes Einzelne liebt, hat die Herde Vorrang vor dem Einzelnen.

Vom Schaf zum Hirten, vom Arbeiter zum Leiter

Das Gleichnis verdeutlich die Bedürftigkeit von Menschen und deren Versorgung.
Jeder Mensch braucht daher liebevolle Führung durch dazu geeignete Hirten.
Jesus selbst sprach davon, wie bedürftig ER nach des Vaters Führung ist. Wenn nun der makellose und mächtige Gottessohn Leitung braucht, wie sollte es bei uns dann anders sein? Keinesfalls sieht Jesus uns als Schafe, ist doch sein Ziel, uns so zu gestalten, wie ER ist. ER will nur zeigen, dass jeder Mensch der bestmöglichen Leitung bedarf. Wie umfassend diese sein kann, erzählt der Psalm 23. Jesus Christus ist der Hirte, von dem die Rede ist. ER ist der einzige Weg zum Ewigen Leben, das führt Dich in das Leben der Gemeinde, deren Hirten berufen sind, Dich zu fördern. Für die Gesundheit und das Wachstum Deiner Seele (Deiner Person) sorgt der Erzhirte Jesus durch den Heiligen Geist.


So wirst Du Jünger Jesu und später vielleicht Hirte bzw. Leiter in der Gemeinde.

Jeder braucht Hirten und kann Hirte sein

Eltern sind Hirten ihrer Kinder, denn sie lieben, versorgen und erziehen sie. Als Jünger Jesu kannst Du der geistliche Hirte aller in Deiner Familie sein, die Jesus noch nicht kennen. Sogar im Freundeskreis und im Berufsalltag kannst Du Hirte sein, denn viele Menschen sind wohl geistig top, irren aber ohne geistliche Orientierung und Perspektive wie Schafe durch ihr Leben.
Als Jünger Jesu erkennst Du das und könntest helfen. Erwarte dafür weder Ehre noch Dank. Doch Jesus versichert Dir, dass Deine Liebe und Fürsorge für Mitmenschen nicht vergessen, sondern von Gott einst gerecht und reichlich vergolten werden, Amen.

Gerhard Moder
Gerhard Moder
Vorsitzender Lutherischer Lektorenbund in Österreich | 0043 699 188 77 387 | moder.gerhard@aon.at

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