Lesepredigt 29.03.2020 Opfer – warum?

Die Pandemie-Krise prägt derzeit unser Leben. Wie makaber, dass Unverständige in dieser Zeit Corona-Partys feiern. Trauern wir mit den Angehörigen der vielen Todesopfer. Danken wir den opferbereiten Helfern, welche die Infektion bekämpfen und für andere ihre Gesundheit riskieren. Danken wir unserem Glaubensvater Abraham, der für andere alles riskierte.

Er und Sarah hatten ihre Sippe verlassen und gingen auf Gottes Geheiß in ein fremdes Land. Obwohl Sarah bereits unfruchtbar war, verhieß Gott den beiden Alten einen Sohn und viele, viele Nachkommen. Dann gebar Sarah ihn und beider Zukunft ruhte nun auf Isaak. Wegen Isaak musste sogar der konkurrierende Halbbruder samt Mutter Hagar auswandern. Ismael wurde Stammvater der feindlichen Völker, die Israel bis heute umgeben. Abraham war kein Held, er verleugnete aus Angst zweimal seine Frau. Doch er blieb Gott immer und treu bescheiden. Behütet und gesegnet lebte er in BerSheba, als Gott letztmalig seinen Glauben prüfte:

Einige Zeit später stellte Gott Abraham auf die Probe:“Abraham“, rief Gott. Hier bin ich“, antwortete Abraham. „Nimm deinen einzigen Sohn Isaak, den du so lieb hast, und geh mit ihm ins Land Morija. Dort werde ich dir einen Berg zeigen, auf dem du Isaak als Brandopfer für mich opfern sollst.“ Am nächsten Morgen stand Abraham früh auf. Er sattelte seinen Esel und nahm seinen Sohn Isaak sowie zwei Diener mit. Dann spaltete er Holz für das Brandopfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den Gott ihm genannt hatte. Nach drei Tagen entdeckte er den Berg in einiger Entfernung. „Wartet hier mit dem Esel auf uns“, wies er seine beiden Diener an. „Der Junge und ich werden noch ein Stück weitergehen. Dort oben werden wir Gott anbeten und dann zu euch zurückkommen.“ Abraham nahm das Holz für die Brandopfer und legte es Isaak auf die Schultern. Er selbst trug das Messer und das Feuer. Während die beiden zusammen auf den Berg stiegen, fragte Isaak: „Vater?“ „Ja, mein Sohn“, antwortete Abraham. „Wir haben Holz und Feuer“, sagte der Junge, „aber wo ist das Lamm für das Opfer?“ „Gott wird für ein Lamm sorgen, mein Sohn“, antwortete Abraham. So gingen sie zusammen weiter. Schließlich kamen sie an die Stelle, die Gott Abraham genannt hatte. Dort baute Abraham einen Altar und schichtete das Holz darauf. Dann fesselte er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar. Abraham nahm das Messer, um seinen Sohn als Opfer für den Herrn zu töten. In diesem Augenblick rief der Engel des Herrn: „Abraham, Abraham!“ „Ja“, antworte er, „ich höre.“ „Lass es sein“, sagte der Engel. „Tu dem Kind nichts. Denn jetzt weiß ich, dass du Ehrfurcht vor Gott hast. Du hättest sogar deinen einzigen Sohn auf meinen Befehl hin geopfert.“ Da sah Abraham auf und entdeckte einen Schafbock, der sich mit den Hörnern in einem Busch verfangen hatte. Er holte den Schafbock und opferte ihn an Stelle seines Sohnes als Brandopfer.

1Mose22,1-13

Das Verlangen Gottes fährt Abraham wie ein Messer durchs Herz, Isaak ist doch sein Alles!

Wenn wir davon hören, überkommt uns Grauen! „Abraham, protestiere doch: Herr, nimm meinen Besitz oder mein Leben zum Opfer, um meine Liebe zu prüfen. Warum muss ich meinen Sohn schlachten wie ein Opfertier? Mein von dir versprochenes Kind, auf das ich so lang wartete? Den Erben willst du töten – mein Alles – und damit die von dir verheißene Zukunft? Herr, so brichst du doch deinen Bund mit mir! Hast du denn keine Alternative?“
Solche Reaktionen erlebte ich schon oft, wenn dieses Geschehen zur Sprache kam.
Abraham gehorcht jedoch Gott und bricht früh am Morgen auf, um seinen Sohn zu opfern. Morija ist der Ort in Jerusalem, an dem derzeit der islamische Felsendom steht.
Ist Abraham gefühllos? Nein, aber er liebt Gott so sehr, dass er bereit ist, Gott alles zu geben – sein Leben, seine Zukunft, sein Liebstes – den einzigen Sohn. Er stellt den Gehorsam zu Gott über alles andere und nimmt die gewünschte Opferung Isaaks total ernst. Wie schon so oft vertraut er auf Gottes Treue und Güte, er hofft: „Gott ist allmächtig und gnädig, ER kann und wird mir meinen Isaak wiedergeben, ER wird zu seinem Bund mit mir stehen.“

Unterwegs nach Morija betet er wohl um Kraft und um Gottes Erbarmen. Wir können das alles nur verstehen, wenn wir wie Abraham Gott und dem, was wir im Hebräerbrief lesen, vertrauen:

Durch den Glauben war Abraham bereit, Isaak als Opfer darzubringen, als Gott ihn auf die Probe stellte. Abraham, der Gottes Zusagen empfangen hatte, war bereit, seinen einzigen Sohn zu opfern, obwohl Gott ihm versprochen hatte: „Nur die Nachkommen Isaaks sollen als deine Nachkommen bezeichnet werden.“ Abraham ging davon aus, dass Gott Isaak wieder zum Leben erwecken konnte, wenn er gestorben war. Und in gewisser Weise bekam Abraham seinen Sohn tatsächlich von den Toten zurück.

Heb11,17-19

Vielleicht hat Isaak unterwegs ähnliche Gedanken, denn er lässt sich widerstandslos binden und auf den Altar legen, um getötet zu werden. Abraham hebt das Messer…
da verhindert der Engel des Herrn – das ist Jesus Christus – den Mord. ER ruft Abraham an und dieser reagiert wie drei Tage zuvor: „Hier bin ich.“ Danach erfüllt ihn unbeschreiblicher Jubel, denn er darf Isaak losbinden und den Widder opfern, den Gott anstelle Isaaks bereit stellt.

Es war nie Gottes Absicht, Isaak als Opfer zu nehmen, denn Menschenopfer sind Gott ein Gräuel. ER schuf den Menschen doch zu seinem Ebenbild und zur Kindschaft. Und Gott bricht niemals einen Bund – Isaak lebt, hat Nachkommen und wird ein Segen für die Menschheit.

Wozu der Stress für den armen Abraham? Gott kennt doch Charakter und Glaubenstiefe seines Freundes Abraham? Wir und Abraham mussten Gewisshait erhalten, damit dieser der Glaubensvater aller Völker sein konnte. Diese letzte Prüfung zeigt es ihm und uns. Jesus Christus bestätigt danach Abraham im Namen des Vaters als Urvater aller Glaubenden und zum Vorbild aller geistlichen Nachkommen – zu denen auch wir gehören.

1600 Jahre danach wird auf Golgatha kein Widder im Busch stehen. Gott, der Allmächtige, wird tatsächlich alles opfern, was ER hat. In Jesus, dem geliebten Sohn, stirbt Gott selbst am Kreuz, weil er uns Menschen unsagbar lieb hat und retten will! Darüber werden wir in der Osterwoche noch mehr erfahren. Paulus sagt uns dazu: „Wer von Herzen glaubt, wird gerecht und wer mit dem Munde bekennt, wird gerettet, Rö10,10.“

Wie sehr lieben wir Gott? Wären wir zu jedem Opfer bereit, würde ER es von uns verlangen?
Oder handeln wir wie der Bauer in einer indischen Legende? Der trug einen vollen Sack Weizen nach Hause und freute sich über das gute Korn. Doch dann begegnete ihm Gott und bat ihn: „Schenk mir deinen Weizen“. Der Bauer öffnete den Sack, kramte umständlich darin und reichte Gott schließlich das kleinste Korn, das er fand. Gott aber verwandelte dieses in Gold und gab es dem Bauern zurück. Und dieser ärgerte sich: „Hätte ich Gott doch den ganzen Sack geschenkt!“

So wie Gold das prüfende Feuer braucht, um alle Schlacke loszuwerden und seinen vollen Glanz zu entfalten,
braucht auch Glaube Prüfung und Bewährung, um rein und fest zu werden.
Gib Dein armes, kleines Leben, das wie ein Korn ohnehin sterben muss, in Jesu Hand. ER wird es annehmen und Dir ein Ewiges Leben geben, das kostbarer ist als alles Gold der Erde.
Überlasse ihm Deine Ehre, unterstelle Deinen Besitz und Deine Fähigkeiten seiner Verfügung. All das wird er segnen, entfalten und Dir vergelten. „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind,“ Rö8,28.

Eine gute Tat wird erst dann zum von Gott gesegneten Opfer, wenn sie spürbarer Verzicht ist und aus Liebe getan wird. Gottes Verlangen an Abraham war einmalig und entscheidend für die Menschheit. Auch Dir wird Gott Opfer zumuten, wenn auch nicht solche. Stelle Dich Gott, wenn ER so Deinen Glauben und Charakter prüft. Du erkennst daran, wo Du stehst und Du gehst gestärkt und geläutert wie Gold daraus hervor. Vertraue Gott wie Abraham und staune über die Erweiterung Deiner Grenzen, sei also bereit. Wie von Abraham erwartet Gott auch von Dir nicht mehr, als Du geben kannst. Mute Dir aber bitte auch nicht mehr zu. Ziehe nicht Schuhe an, welche Dir zu groß sind. Gott will nicht, dass Du Dir Deine Füße ruinierst. Das Beste, das Du vermagst, es reicht – das aber gib zu Jesu Ehre und Freude.
Bleibe bescheiden wie Abraham und bringe Gott Dein schwerstes Opfer – opfere ihm Deinen Eigensinn. Wenn Du Jesus aus Liebe in Dir groß werden lässt, kann ER Dich groß machen.

Amen.

Gerhard Moder
Gerhard Moder
Vorsitzender Lutherischer Lektorenbund in Österreich | 0043 699 188 77 387 | moder.gerhard@aon.at

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