Lesepredigt 15.03.2020

Schriftlesung:

1 Die Gemeindeältesten unter euch ermuntere ich – auch ich bin ja ein Ältester und ein Zeuge der Leiden, die Christus ertragen hat, und auch ich werde an seiner Herrlichkeit und Ehre teilhaben, wenn er wiederkommt -: 2 Sorgt gut für die Herde Gottes, die euch anvertraut ist. Hütet sie gern und nicht widerwillig, sondern wie Gott es will. Kümmert euch nicht um sie, um euch Vorteile zu verschaffen, sondern weil ihr Gott gerne dienen wollt. 3 Dabei sollt ihr die Menschen, die eurer Leitung unterstellt sind, nicht bevormunden, sondern sie durch euer gutes Beispiel leiten. 4 Und wenn der oberste Hirte wiederkommt, werdet ihr mit seiner unbegrenzten Herrlichkeit[1] belohnt werden.

1. Petrus 5, 1 – 4

HErr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte, und ein Licht auf meinem Weg. Halleluja!

Predigttext:

35 Da kamen Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, auf ihn zu und sprachen ihn an. »Lehrer«, sagten sie, »wir möchten dich um einen Gefallen bitten.« 36 »Was soll ich für euch tun?«, fragte er. 37 »Wir möchten in deinem herrlichen Reich neben dir auf den Ehrenplätzen sitzen«, sagten sie, »einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken.« 38 Doch Jesus antwortete ihnen: »Ihr wisst nicht, um was ihr da bittet! Könnt ihr den bitteren Kelch des Leidens trinken, den ich trinken werde? Könnt ihr mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werden muss?« 39 »Ja«, sagten sie, »das können wir!« Und Jesus sagte: »Ihr werdet tatsächlich aus meinem Kelch trinken und mit meiner Taufe getauft werden. 40 Doch ich kann nicht bestimmen, wer auf den Plätzen rechts und links neben mir sitzen wird. Gott hat diese Plätze denen vorbehalten, die er erwählt hat.« 41 Als die anderen zehn Jünger merkten, worum Jakobus und Johannes gebeten hatten, waren sie empört. 42 Da rief Jesus sie zusammen und sagte: »Ihr habt erfahren, dass in dieser Welt die Könige Tyrannen sind und die Herrschenden die Menschen oft ungerecht behandeln. 43 Bei euch sollte es anders sein. Wer euch anführen will, der soll euch dienen, 44 wer unter euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. 45 Selbst der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um anderen zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele Menschen hinzugeben.«

Markus 10, 35 – 45

Predigt:

Nach der dritten Leidensankündigung Jesu spüren Jakobus und Johannes davon, dass Entscheidendes nahe ist. Selbst zum Martyrium bereit, denken sie wohl, sich die besten Plätze im Himmel schon verdient zu haben – noch bevor es soweit ist. Ihre Verwandtschaft mit Jesus verleitet sie dazu, kühn dieses Privileg zu erbitten. Solche Unverständigkeit seiner Vertrauten ist bitter für Jesus. Die anderen Jünger sind sehr zornig. Obwohl Jesus Schreckliches bevorsteht, ruft ER alle zu sich und sagt ihnen geduldig und nachsichtig, wie Dienst an anderen sein soll.
Im kommenden Reich Gottes sind uns Ehre und Größe verheißen. Der irdische Weg dahin ist jedoch demütiges Dienen an Mitmenschen. Unser Herr Jesus ging diesen Weg und das ist richtungsweisend für unseren Dienst als Jesu Nachfolger. Lieben und dienen wie ER – geduldig und ohne eigene Ansprüche. Und es Gott überlassen, uns im Himmel dafür zu belohnen. Wer Jesus nachfolgt, dient gerne auch in der Gemeinde, möchte Gutes tun und dabei von Gott gesegnet sein.

  • Doch…..Gott will mehr als unsere Zeit und unser Geld.
    Gott will, dass wir lieben – auch wenn andere uns nicht lieben oder ehren und loben.
    Gott will, dass wir anderen helfen, auch wenn uns nicht geholfen wird.
    Gott will, dass wir gerecht bleiben, selbst wenn uns andere ungerecht behandeln.
    Gott will, dass wir offen und aufrichtig bleiben, auch wenn man uns belügt und enttäuscht.
    Gott will, dass wir nicht das Handtuch werfen, selbst wenn andere uns im Stich lassen.Wie halten wir einen solchen Dienst durch?
    Das, Ihr Lieben, funktioniert nur, wenn wir in der Gesinnung Jesu leben und dienen.
    Wie Jesus stellen wir im Dienen eigene Wünsche zurück und geben Gottes Willen und den Bedürfnissen Anderer Vorrang. Dann geschieht unser Dienst im Namen Jesu, das heißt nach seinem Willen!
    Wir dienen dann nicht nur in der Gemeinde – das tun sehr viele – sondern wir dienen der Gemeinde – das tun nicht so viele! Dienst nach Jesu Vorbild und Gesinnung ist schön und erfüllend – und unser Herr gibt dazu die nötige Kraft und viel Segen.Stagnierst Du im Dienst oder gibst sogar auf, solltest Du im Gebet fragen: Diente ich bisher nach deinem Willen, Herr Jesus? Beriefst Du mich oder suchten andere oder ich selbst diesen Dienst aus, ohne Dich zu fragen? Prüfte ich, ob ich dafür geeignet bin oder nahm ich´s nur an, weil andere mich dazu drängten? Viele dienen nur in eigener Vollmacht und wundern sich dann, dass sie dabei nicht froh werden, weil Gottes Segen fehlt. Niederlagen können ein Zeichen Gottes sein, umzukehren und endlich zu fragen, was Gott eigentlich will. Ich kann ein Lied davon singen, musste mehrmals umkehren und zog meine Lehren daraus.
    Als der Prophet Elia am Ende war, floh er zu Gott und Gott bestimmte Elisa zum Nachfolger. Als Mose anstand, holte Gott ihn zu sich und berief Josua, das Land Kanaan einzunehmen.Wichtig ist nicht, worin Du dienst, sondern dass Du das machst, was Gott möchte. Frage den Herrn Jesus, wofür ER Dich ausersah. Bete darüber und prüfe Deine Begabung, bevor Du Dich und Deine Gemeinde im falschen Dienst und ohne Gottes Segen unglücklich machst.
    Dies trifft besonders auf jene zu, die Leiter sein wollen oder dazu vorgeschlagen werden.

    Was Jesus Jakobus und Johannes sagt, soll uns allen zur Lehre dienen. Hilfreich ist auch, was der Apostel Petrus Leiteranwärtern nahelegt. Er, der Jesus zuvor verleugnete, suchte weder Amt noch Ehre. Jesus erkannte in ihm die Gesinnung und Begabung eines Leiters und berief ihn zu seinem Stellvertreter auf Erden. In diesem hohen Amt diente Petrus so, wie sein Herr gedient hätte – demütig und geduldig. Er hatte wahrlich kein leichtes Amt, war er doch berufen, beharrlich und energisch eine Brücke zwischen Juden und Christen zu bauenPetrus´ Worte in seiner Ermahnung an unsere Gemeindeleiter drücken Jesu Gesinnung aus und weisen auf viel eigene Erfahrungen hin.
  • Gewiss in seiner Teilhabe an der Herrlichkeit Gottes richtet er den Fokus unserer Leiter auf die Gemeinde, die ihnen anvertraut wurde. Deren Wohl ist mit dem Willen unseres Herrn gleichzusetzen und hat daher Priorität vor persönlichen Meinungen und Ansprüchen! Das ist besonders wichtig, wenn sich die Leitung auf mehrere Personen verteilt. Weder einzelne Vorlieben noch Animositäten untereinander dürfen so weit gehen, dass die Gemeinde darunter leidet. Wer das Seine dabei nicht zurückstellen kann oder will, ist kein als Leiter und Brückenbauer in einer Gemeinde völlig ungeeignet und sollte den Herrn um einen anderen Dienst bitten.
  • Leiter sollen geborgen und gut wohnen, damit sie ohne persönliche Sorge das Beste für die Gemeinde tun können. Das ist aber kein Leben wie die Made im Speck, sondern ein täglicher Kampf um das Wohl der anvertrauten Glieder.
  • Jesu Gemeinde zu leiten, ist anspruchsvoller als eine Firma zu leiten, da Leiter in Glauben, Charakter und Umgang Vorbilder sein müssen!
  • Gute Leiter bevormunden die Geleiteten nicht sondern versuchen deren Persönlichkeit und Begabung zu fördern. Sie dominieren nicht, sie bilden vielmehr ihre eigenen Nachfolger heran, wie das Rabbis es mit ihren Jüngern taten, wie das Jesus mit den Aposteln tat. Sie hinterlassen somit also kein Vakuum, wenn sie Ihr Amt aufgeben oder von Gott abberufen werden wie ein Elia oder Mose.
  • Gute Leiter sind nie perfekt und wachsen aber und sind offen für Kritik und Anregung. Auch von Mitarbeitern und Gliedern lernen sie vieles.
  • Eine Gemeinde mit guten Leitern ist lebendig. Sie zu leiten ist nicht einfach, aber erfüllend.
  • Jeder Leiter braucht selbst auch Leitung. Nicht nur von oben, auch von unten – durch mündige Mitarbeiter. Diese beteiligen sich durch Kritik, Anregung und Gebet an der Gemeindeleitung. Sie unterstützen die Leiter, sagen aber auch, wann es Zeit für Umkehr oder Nachfolge ist. Selbst lernen sie von erfahrenen Leitern, denn sie sind eine Lehrwerkstatt künftiger Leiter.

Ihr Lieben, so machten es die Apostel. So wurde die Gemeinde Jesu stark. Wenn Melk-Scheibbs, das uns so lieb und wert ist, wieder in diese Spur zurück findet, wird die gegenwärtige Führungskrise überwunden. Sie ist dann wieder jene Vorzeigegemeinde, die sie früher war. Und sie kann Heimat werden für Suchende, die Ulrich Parzanys Glaubensruf im Herbst vertrauen und folgen. Zuvor müssen wir aber den Coronavirus überwinden, aber auch den Virus des Streits, mit dem Satan Jesu Gemeinde krank machen will.

Amen.

 

Gerhard Moder
Gerhard Moder
Vorsitzender Lutherischer Lektorenbund in Österreich | 0043 699 188 77 387 | moder.gerhard@aon.at

3 Comments

  1. Günter Battenberg
    16 Mrz 2020 20:26:01 Antworten

    Danke für diese mutige Predigt – noch dazu während eines europaweiten Ausnahmezustandes, bei der Gottesdienste virenfrei höchstens zu Hause stattfinden können – gemäß dem Wort Jesu: Wo 2 oder 3 versammelt sind in meinem Namen!
    Ein Dank an ALLE, denen das Dienen in Melk-Scheibbs eine Freude und Ehre – vielleicht manchmal auch eine Last ist.
    Möge diese Predigt gelesen und in der aktuellen Gemeindesituation hilfreich sein.

    Günter Battenberg

  2. Thomas Carlsson
    19 Mrz 2020 20:18:50 Antworten

    Lieber Gerhard Moder: Danke für die klaren Worte! Danke für die guten Gedanken!

    Gottesdienst, der Dienst an SEINEM Reich, fordert uns heraus über das hinaus zu wachsen, was wir normalerweise menschlich machen.

    Beten wir für unsere Gemeinde, ihre Leitung, ihre Mitarbeiter.

    Gottes Segen, Thomas Carlsson

  3. anna Lagler
    29 Apr 2020 10:14:10 Antworten

    Beten für Gemeine und deren Mitglieder ist immer gut.Da ich mich beim Gebet immer vor Gott stellen muss und mich Ihm überlasse.Das gilt übrigens für alle Gemeinden.Seien sie evang.o.katholisch oder eine andere Kirche.
    Verleugnen wir nicht zu oft Jesus ? Seine Liebe ist immer da ja Er ist sogar für jeden einzelnen von uns gestorben.Wo Zwei oder drei in seinem Namen zusammen sind ….da bin ich mitten unter ihnen“Jesu Worte.Wie ist es bei uns? Vielen Dank für die ermunternden zum Nachdenken anregenden Predigten!!Gottes Segen möge über Euch u. uns sein!!

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